Ravensburg entstand zu Füßen einer 1088 erstmals erwähnten welfischen Herzogsburg, der heutigen Veitsburg. Im 12. Jahrhundert erhielt Ravensburg das Stadtrecht. In den folgenden 250 Jahren erlebte die Stadt die Blüte ihrer geschichtlichen Entwicklung. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen auch die meisten markanten Gebäude, die noch heute das Stadtbild von Ravensburg prägen. Ravensburg war seit dem 14. Jahrhundert eine der führenden Fernhandelsstädte im Bodenseeraum. Europaweite Bedeutung erlangte zwischen 1380 und 1530 die von den Humpis geführte Handelsgesellschaft. Bei der Reformation entschied sich die Stadt für konfessionelle Parität und gehörte damit zu den vier Städten im Reich, in denen Katholiken und Protestanten gleichberechtigt waren. Durch die Eingliederung der Nachbargemeinden in den Jahren 1971 bis 1974 ist die Einwohnerzahl bis heute auf 48.000 angestiegen, das Stadtgebiet auf 92 Quadratkilometer gewachsen. Ravensburg wurde Oberzentrum für die Region. (Quelle: Stadt Ravensburg)
Ravensburg zur Zeit von Jan Hus:
Am 4.11.1414 schrieb Jan Hus aus Konstanz, wo er am Tag zuvor angekommen war, an seine Freunde in Böhmen: „Der Unterhalt ist hier sehr teuer. Ein Nachtlager für eine Woche kostet einen halben Gulden. Pferde sind billig; für eins, das in Böhmen sechs Schock kostet, gibt man hier sieben Gulden. Wir haben mit Herrn Jan unsere Pferde in eine Stadt vier Meilen von hier gesandt, nämlich nach Ravensburg.“ (Eine Meile war zu der Zeit ca. 7,5 km lang, was eine Entfernung von ca. 30 km ergab.) Die Akten in Ravensburg beinhalten keinen Hinweis auf die Übernachtung von Jan Hus auf der Reise nach Konstanz. Die Wahl, Ravensburg für den Rücktransport aus Konstanz und für die Stationierung der Pferde auszuwählen, lässt vermuten, dass die Reisegruppe auch den Hinweg über Ravensburg gewählt hat.
Die erste erhaltene Stadtansicht stammt aus dem Jahr 1550. In Ravensburg beginnen die Ratsüberlieferungen erst 1592. Die ersten Hinweise auf Gasthäuser finden sich rund 40 Jahre nach Hus‘ Fahrt durch die Gegend von Ravensburg. Man kann davon ausgehen, dass sich zwischen 1414 und 1459, dem Datum der ersten Quelle, nicht viel verändert hat, da Gasthäuser als wichtige Infrastruktur einer Stadt erhalten bleiben mussten und wie Badstuben jahrhundertelang eine statische Komponente im Stadtgefüge waren. 1366 wurde der Wassergraben verfüllt, hier befindet sich heute der Marienplatz. Hus könnte also also eine aufstrebende, moderne Stadt mit einem imposanten, 1400 neu angelegten Marktplatz, gesehen haben. Einige Gaststätten sind aus früheren Zeiten überliefert: Das goldene Lamm, der goldene Hecht, der goldene Engel, der goldene Adler.
Das Alte Rathaus lag am Obertor. 1386 wurde das neue Rathaus und um 1400 ein Schuhhaus erbaut. Die neue Unterstadt mit Gerberviertel (Bachstraße) und Weberquartieren (Restunterstadt) waren 1350 ummauert, der letzte Turm (Gemalter Turm) im Jahr 1400 hochgezogen und mit Rautenmuster bemalt worden. Am Fuß des Turms sah man den Warenhof der Humpis-Gesellschaft mit den Verwaltungsgebäuden und großen Lagerhäusern. Zur gleichen Zeit war man dabei, den Fluss Schussen in den Bodensee schiffbar zu machen, was jedoch nicht gelang.