Neumarkt liegt am südwestlichen Rand der Oberpfalz nahe der einstigen Reichsstadt Nürnberg, mit welcher die Stadt intensive jahrhundertelange Beziehungen pflegte. Auf dem besten Weg, eine Reichsstadt zu werden, wurde diese Entwicklung durch die Verpfändung an das bayerische Geschlecht der Wittelsbacher verhindert, deren pfälzische Linie Neumarkt zur Residenzstadt machte. Dies ereignete sich unter Pfalzgraf Johann I., der die Geschichte der Stadt auch mit der böhmischen Geschichte verbindet.
Als der böhmische Gelehrte Hieronymus von Prag im April 1415 nach Konstanz aufbrach, um seinem Freund und Mitstreiter Jan Hus auf dem Konzil beizustehen, ging er, gewarnt, aus Konstanz nach Überlingen. Als er von der drohenden Verhaftung erfuhr, versuchte er, zurück nach Böhmen zu fliehen. Er wurde jedoch auf dem Gebiet des Pfalzgrafen Johann I. von Neumarkt aufgegriffen und dem Konzil ausgeliefert. Er musste die Verbrennung von Jan Hus am 6. Juli 1415 erleben, widersprach zunächst den Thesen Wycliffs und des Jan Hus, distanzierte sich aber später von seinem Widerruf. Am 30. Mai 1416 wurde deshalb auch er als Ketzer in Konstanz durch Verbrennen hingerichtet. Dies war einer der Gründe, weshalb sich der Zorn der Hussiten auch gegen den Regenten und sein Land richtete, von der geographischen Nähe einmal abgesehen. Unter den Kriegszügen der Hussiten mussten aber vor allem die oberpfälzischen Untertanen leiden, besonders im grenznahen Raum nahe Böhmen.
Bekannt wurden die kriegerischen Einsätze des Pfalzgrafen im Kampf gegen die Hussiten, besonders die Schlacht bei Hiltersried, an der sein Sohn, der spätere König Christoph III. von Dänemark, Norwegen und Schweden, teilnahm. Neumarkt wurde nie von den Hussiten belagert oder gar eingenommen. Als 1430 der hussitische Feldherr Prokop das Nürnberger Land bedrohte und – der Legende nach – die nahe gelegene Wallfahrtskirche in Trautmannshofen und diesen Ort sowie den nahe Neumarkt gelegenen Berg plünderten, kam auch die Kriegsgefahr dicht an die Stadt heran. Die 1315 erstmals erwähnte Stadtmauer wurde deshalb in den 1430er Jahren bedeutend verstärkt. Auch eine bewaffnete Bürgerwehr gründete sich zur Stadtverteidigung, die 1433 anlässlich eines Gesellenschießens in Nürnberg erstmals urkundlich genannte Schützengesellschaft. Dieser heute noch bestehende Verein führt damit seine Entstehung auf die Zeit der Hussitenkriege zurück.
Heute zeigen die Mitglieder des Vereins "Mittelalterfreunde Neumarkt/Pfalzgräfisches Gefolge e.V." das Leben in der Residenz- und Pfalzgrafenstadt im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts durch Führungen in historischer Gewandung und Mittelalterlager allen Interessierten anschaulich und lebensnah an der Geschichte.