Erstmals wird in Caspar Eulenbergers Chronikon Numburgense von 1684/1685 die Geschichte von der Errettung der Stadt durch die Kinder berichtet. Fast gleichzeitig taucht diese Geschichte ebenso in Schulchroniken auf.
Es war also die Zeit nach dem 30jährigen Krieg. Man nahm aber nicht darauf Bezug, sondern auf den Sächsischen Bruderkrieg (1446-1451), in dem böhmische Hilfsvölker für Herzog Wilhelm in den Kampf zogen und auch den Naumburger Bischof angegriffen haben. Daraus entstand für die Bürger der Stadt eine große Bedrohung. Der Herzog ließ Mühlen in der Umgebung zerstören, besetzte die Hallesche Fähre und bedrohte die Stadt. Mit dem Vergleich zwischen Herzog und Bischof Peter, dem Friedensschluss wurden u.a. 100 Gulden für die Abhaltung eines großen Festes gestiftet. Hier könnte sich der Ursprung für die Hussitensage finden lassen. Allerdings bleibt diese Sage auf den Bereich der Schulen beschränkt. Sie wird in diesen Jahren aber mit dem alten Schulfest „verknüpft“. Bereits im Jahr 1526 findet man in den Ratsrechnungen die erste Erwähnung eines Schulfestes „xii Groschen hat gestanden die Collation der Schull Kinder, welche sye auff Befehl des Radts gehalten haben yn der Seylerin Garten, da sye mit iren Zuchtmeister Kirschen haben gessen. Donnerstag nach Laurentii (16.08.) zu der Kinder erquickung geschehen.“
Erst mit der 1782 veröffentlichten Schrift des Garnisions-Lehrers Georg Rauh „Die Schwachheit über die Stärke oder gründliche Nachricht von dem 1432 vor Naumburg sich gelagerten Heere der Hussiten unter ihrem Heerführer Prokop und dem daher entstandenen Schul- oder Kirschfeste“ erlangt die Sage eine gewisse Öffentlichkeit. Verstärkt wird diese durch die Übernahme der Erzählung von Schriftstellern, durch Veröffentlichung in Zeitungen. Besonders durch das Schauspiel „Die Hussiten vor Naumburg“ von August von Kotzebue aus dem Jahr 1803 wurde die Sage überregional bekannt.
Eigens zur Sage wurde 1832, genau 400 Jahre nach der sagenhaften Belagerung, von Karl Seyferth das Kirschfestlied geschrieben. 1920 entstanden 12 Scherenschnitte von Walter Hege, die die Kirschfestsage darstellen. Diese sind noch heute an der Hausfassade der Marienstraße 5-6 zu sehen.
Heute wird die sagenhafte Belagerung und Errettung der Stadt alljährlich mit einem großen Stadtfest am letzten Juniwochenende gefeiert.