Als 1432 ein hussitisches Heer in die Mark Brandenburg vordrang und auf seinem Weg so manche Stadt und viele Dörfer zerstört hinter sich ließ, war Bernau gut vorbereitet. Die Stadt war durch Handel und Bierbrauerei zu einem gewissen Wohlstand gelangt. Rechtzeitig gewarnt, gut befestigt und gerüstet sowie mit dem Mut derer, die ihr Haus, ihre Habe und ihre Familien verteidigen, gelang es den Bernauern, den Angriffen Stand zu halten. Dies belegen zwei Urkunden: In der ersten geloben die Bernauer 1432, den Tag der Befreiung der Stadt von den Hussiten durch Prozession und Gottesdienst zu feiern und erlegen diese Verpflichtung ihren Nachkommen auf. In der zweiten genehmigt Bischof Stephan von Brandenburg im Jahre 1441 die kirchliche Feier des Tages der Befreiung Bernaus von den Hussiten und gewährt obendrein noch eine Ablassspende. Über die Jahrhunderte hat sich die Form der Feier stetig verändert. Aus Prozession und Gottesdienst wurde ein richtiges Volksfest, welches noch heute jährlich tausende Besucher nach Bernau lockt.
Neben dem Fest, seiner Darstellung in den Medien und einigen erhaltenen Textbüchern von verschiedenen Festspielstücken erinnern auch Bilder und Skulpturen an die Hussiten vor Bernau. Eines der Bilder, “ Die Hussitenschlacht vor Bernau“ von C. Stürmer, aus den Jahre 1832 ist ein Geschenk des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm III. an die Stadt Bernau. Es kann heute im Museum „Henkerhaus“ angesehen werden.
Ein weiteres Gemälde von Woldemar Friedrich von 1901, „Heimkehr der Bernauer Bürger nach der Besiegung der Hussiten am 23. April 1432“ hing im großen Saal der Kreishäuser am Friedrich-Karl-Ufer in Berlin und ist seit einem Bombenangriff 1943 verschollen. Durch einen glücklichen Umstand fand eine Gouache, vermutlich eine Vorstudie des Malers zu seinem Wandgemälde, vor kurzem seinen Weg nach Bernau. Die Leihgabe von Prof. Dr. med. Becker hängt jetzt im Rathaus der Stadt.
Am Steintor, dem letzten erhaltenem Stadttor Bernaus, hängen seit 1888 „Hussitenköpfe“. Es handelt sich dabei um Abgüsse jener Köpfe, die 1882 an zwei Obelisken angebracht waren und so die Ehrenpforte zierten, die für den Besuch des Kronprinzen und nachmalige Kaisers Friedrich III. errichtet worden waren. Der Schöpfer dieser Werke ist kein Geringerer als Otto Lessing (1846–1912), ein Urgroßneffe des Dichters Gotthold Ephraim Lessing, der als Bildhauer des Historismus das Erscheinungsbild der „neuen Reichshauptstadt“ Berlin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mitprägte. Im Steintor, das seit 1882 ein Museum beherbergt, erinnert Vieles an den Besuch der Hussiten, nicht zuletzt auch die Tatsache, dass dieses Museum auch oft als „Hussitenmuseum“ bezeichnet wird.
Die Hussitenstraße, ein Café „Zum Hussiten“ und die umgangssprachliche Bezeichnung „Hussitenstadt“ zeugen des Weiteren von der Erinnerung an die Hussiten vor Bernau.